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Der Verein und wie es dazu kam!!!
Koblenz kann stolz sein auf zwei uralte Volksfeste, die
seit Jahrhunderten in seinen Mauern und vor seinen
Toren gefeiert werden. Da ist einmal die “Weißergasser
Kirmes”, die ihren Ursprung von der im Jahr 1233
erbauten Dominikaner-Kirche ableitet und zum anderen
die noch um Jahre ältere “Lützelländer Kirmes”. In den
Annalen des Klosters Dissibodenberg heißt es: “Apud
Confluentiam in Cathreda S.Petri” hat am 07. März 1138
die Wahl des Hohenstaufen Konrad zum deutschen
König stattgefunden. Wenn man diese Worte übersetzt
mit “bei Koblenz in der Kirche des Hl. Petrus”, so kann
damit nur die Peters-Kirche in Lützel gemeint sein, denn
in der Stadt hat es nie eine Peters-Kirche gegeben.
Solange Koblenz besteht, ist auch Lützelkoblenz, d.h.
”Kleinkoblenz”, immer eine Siedlungsstätte von wirtschaftlicher Bedeutung gewesen. Im Jahr 1433 litt die Kirche bei
einem kriegerischen Streit schweren Schaden. Sie mußte 1561 erneuert und neu geweiht werden. Bei dieser Weihe
wurde auch das Kirchweihfest in den Monat Oktober gelegt. 1688 bei der Belagerung von Koblenz durch die
Franzosen, sank Lützelkoblenz gänzlich in Schutt und Asche.
Es hat an die 150 Jahre gedauert, bis
Lützelkoblenz langsam aufs neue
entstand. Gartenhäuser und
Fachwerkbuden erhoben sich um die
Wende des 18./19. Jahrhunderts
allmählich wieder hier ”vor der Brück”.
Nur an der Brücke selbst war noch ein
kleines steinernes Häuschen aus
älterer Zeit übriggeblieben, das sogar
das Bombardement und die Einnahme
von Koblenz im Jahr 1794 überstand.
Dieses ”bombenfeste Häuschen”
erwarb ein an den Rhein gezogener
Mann namens Daniel August Hoffmann. Er stammte aus Zelung in Polen, wo er am 01. März 1786 geboren war. Von
hier aus ging Hoffmann in jungen Jahren auf Wanderschaft. Ursprünglich von Beruf Hutmacher, lernte er auch das
Bäckerhandwerk. Er kam etwa 1805 an den Rhein, fand in Koblenz eine Stellung und heiratete auch.
Es war eine politisch sehr bewegte Zeit, besonders im Rheinland. Im Lauf der Zeit sollte Koblenz eine der stärksten
Festungen am Rhein werden. Es eröffnete sich damit auch ein neues Gebiet für geschäftliche Unternehmungen.
Dies hatte der geschäftstüchtige Hoffmann schnell erkannt. In seinem ”bombenfesten” Haus an der Moselbrücke
eröffnete er eine Wirtschaft, dazu betrieb er einen Krämerladen und eine Bäckerei. So wurde er ein begüterter und
angesehener Mann.
Seinem Beispiel nacheifernd siedelten sich noch einige andere geschäftliche Unternehmungen in neu errichteten
Fachwerkhäusern hier an. Hiermit war
die Grundlage zur Wiederauflebens von
Lützelkoblenz gegeben. Die Einwohner
hielten ”fest und treu” zusammen. So
beim schlimmen Eisgang im Februar
1830, als die Eisschollen sich fast bis
zum Schüllerplatz schoben und das
Haus Hoffmanns hinwegzureißen
drohten. Aber es widerstand
”bombenfest” und diese Bezeichnung
übertrug sich allmählich auf seinen
Besitzer Daniel August Hoffmann. In der
ganzen Gegend war er bald als der
”Bombenfeste” bekannt.
Erinnerungen an die historische
Vergangenheit liessen den
”Bombenfesten” auf den Gedanken kommen, das alte Kirmesfest wieder aufleben zu lassen. Die Nachbarn stimmten
zu und so kam es, dass man im Oktober 1838 nach genau 150jähriger Unterbrechung dieses alte Volksfest erstmals
wieder feierlich Beging. Im folgenden Jahr war das Fest noch grösser. Die treibende Kraft war überall der
”Bombenfeste”. Die Lützelländer Kirmes wurde von nun an Jahr für Jahr gefeiert.
Als der ”Bombenfeste” am 16. Januar 1855 im Alter von 69 Jahren starb, hatte er sein Lebenswerk erfüllt. Die
Nachfahren der Familie Hoffmann waren
bis in die jüngste Zeit bei jeder Kirmes
zugegen. Der letzte Urenkel wohnte in
Mühlheim/ Ruhr und liess es sich nicht
nehmen, jedes Jahr die Kirmes zu
besuchen. Er starb im Jahr 1989.
Mit dem Anwachsen der Bevölkerung
stellte man natürlich größere
Anforderungen an das Kirmesfest. Es
bildete sich eine Kirmesgesellschaft. Aus
dieser nur lose zusammengefügten
Vereinigung ist dann im Jahre 1906 der
”Verein Bombenfeste“ hervorgegangen.
der seitdem die traditionellen
Kirmesfeiern vorbereitet und durchführt.
Zum Vereinswahlspruch erkor man:
”Einigkeit ein festes Band, hält zusammen Leut´und Land” Der Verein bestand zunächst aus ca. 20 bis 25
Mitgliedern. Das Eintrittsgeld in den Verein betrug 50 Pfennig und der monatliche Beitrag auf 20 Pfennig festgesetzt.
Im Jahre 1910 konnte die erste Vereinsfahne geweiht werden. Sie zeigte auf der einen Seite das Koblenzer
Stadtwappen und den Spruch ”Einigkeit ein
festes Band, hält zusammen Leut´ und Land”
und auf der anderen Seite in der Mitte eine
explodierende Bombe sowie die Worte ”Verein
Bombenfeste Koblenz-Lützel”.
Während des Ersten Weltkrieges wurde das
Volksfest nicht gefeiert und man gedachte in
Gedenkgottesdiensten der Kirmes. Aber schon
im Jahr 1920 feierte man in Lützel wieder unter
Vorsitz von Wilhelm Stöppler zünftig Kirmes. Im
Laufe der Jahre stieg die Mitgliederzahl und
auch das Ansehen des ”Vereins Bombenfeste”
nahm immer mehr zu.
Auch der Zweite Weltkrieg lähmte alle Aktivitäten
uns so wurde in den ersten Jahren nur noch ein Erinnerungsschoppen an die Kirmes abgehalten, der zuletzt ganz
ausfiel. Erst im Jahre 1947 erwachte die Freude
am Leben langsam wieder. Am 01. Februar 1947
wurde eine Neugründungs-Versammlung
durchgeführt. Nach Genehmigung durch die
Militärregierung feierte man nach achtjähriger
Unterbrechung in der Zeit vom 11. bis 14. Oktober
endlich wieder Lützelländer Kirmes.
Bei den Kirmesfeierlichkeiten im Jahr 1950 wurde
die Weihe der neuen Vereinsfahne auf dem Hof
hinter der oberen Notkirche vorgenommen. Im
gleichen Jahr fand für die Kinder der Mitglieder
des ”Vereins Bombenfeste” erstmals eine
Nikolausfeier statt, die seitdem die Kinder mit
einer schön gefüllten Tüte erfreute.